Waldemar & Friends

Ab dem 25.5.22 hängen für knapp vier Wochen an rund 26 Litfaßsäulen in Schleswig großflächige Motive im Welterbe Haithabu und Danewerk Design.  Mit einem QR-Code können Passanten weitere Informationen zu der jeweiligen Figur erhalten. Diese Informationen haben wir im Folgenden für Sie hier zusammengestellt. 

 

Kennen Sie Waldemar und seine Freunde schon?

Mit sechs historisch überlieferten Persönlichkeiten wird die Geschichte des Welterbes wieder lebendig! Alle Charaktere standen entweder in direkter Verbindung mit Haithabu und Danewerk, haben hier gewirkt oder waren eng mit der Stadtgeschichte Schleswigs verbunden. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Kennenlernen!

 
 

Ansgar von Bremen

 

Geboren:          801 bei Amiens, Nordfrankreich

Gestorben:      03. Februar 865, wahrscheinlich in Bremen

1Ein Visionär seiner Zeit
Ansgar wurde als Sohn einer adeligen Familie bei Amiens in der Picardie, Nordfrankreich, geboren. Mit fünf Jahren wurde er nach dem frühen Tod seiner Mutter in das Benediktinerkloster von Corbie gebracht und dort als Oblate (Novize) angenommen. Bereits in frühen Jahren soll er der Vita Anskarii, zufolge religiöse Visionen gehabt haben, die seine kindliche Einstellung zur Religion hin zu tiefer Frömmigkeit veränderten. Im Alter von 21 Jahren wurde ihm die Leitung der Klosterschule des neu gegründeten Klosters Corvey bei der heutigen Stadt Höxter in Westfalen übertragen. Bereits fünf Jahre später – im Jahr 826 – begann für ihn mit einer ersten Missionsreise nach Dänemark die Aufgabe, die sein Leben und seine Legende als „Apostel des Nordens“ prägen würde.
2„Apostel des Nordens“

Im Zuge von Thronstreitigkeiten hatte sich der dänische Kleinkönig Harald Klak im Jahr 814 Unterstützung suchend als Gefolgsmann an den fränkischen Kaiser Ludwig den Frommen – Sohn Karls des Großen – gebunden. 826 wurde Harald Klak zusammen mit seinem 400 Personen großen Gefolge nach einer Synode in Ingelheim in Mainz getauft. Bei seiner Rückkehr nach Dänemark wurde er von einer Missionsgesandtschaft unter Führung von Ansgar begleitet. Ansgar sollte das Werk des fränkischen Bischofs Ebo von Reim fortführen, der bereits wenige Jahre zuvor eine erste Mission in den Norden unternommen hatte.

Sowohl Haralds Rückkehr auf den dänischen Thron wie auch Ansgars erster Missionierungsversuch der Dänen scheiterte. Die Gesandtschaft kam nur bis in Haralds friesisches Lehen Rüstringen in der Wesermarsch.

Ansgar kehrte im Jahr darauf nach Corvey zurück, wurde jedoch bereits 829 erneut auf Mission in den Norden geschickt. Der schwedische Kleinkönig Björn på Haga, der auf Adelsö, einer dem bedeutenden Handelsplatz Birka auf Björkö im Mälarsee benachbarten Insel residierte, bat bei Kaiser Ludwig um die Entsendung von Missionaren. Björns Motivation – ob er aus aufrichtiger Frömmigkeit um die Missionierung bat oder sich aufgrund politischer oder ökonomischer Interessen als frommer Christ inszenieren wollte – sind bis heute unklar.

Ansgar reiste, begleitet von seinem Klosterbruder Wittmar, auf einem Schiff erneut in den Norden, wurde jedoch bereits auf dem Weg von Piraten überfallen. Aller Habseligkeiten, der Geschenke für König Björn und vor allem seiner Messbücher verlustig soll er der Vita Anskarii zufolge mit Wittmar den Weg nach Birka zu Fuß zurückgelegt haben. In Birka wurden Ansgar und Wittmar von König Björn und dem Vogt Hergeir wohlwollend empfangen. Ansgar gründete eine kleine christliche Gemeinde und erhielt sogar die Erlaubnis, eine erste Kirche zu errichten. Ob und wo in Birka bereits in der frühen Mitte des 9. Jahrhunderts eine Kapelle oder kleine Kirche gestanden hat, ist bis heute in der Forschung noch ungeklärt. Es kann aber als sicher angenommen werden, dass bei Ansgars Ankunft in Birka bereits christliche Händler aus dem Süden vor Ort waren und er eine kleine Gemeinde um sich scharen konnte.

Nach wenigen Jahren als Bischof in Hamburg und Bremen, nahm Ansgar die aktive Missionstätigkeit jedoch wieder auf und kehrte 852 als Gesandter von Kaiser Ludwig II. nach Dänemark zurück. In Haithabu wurde ihm der Bau einer Kirche erlaubt, die möglicherweise am Standort der heutigen St. Andreas-Kirche Haddeby in Busdorf stand.

Wichtiger als die Mission in Haithabu schien Ansgar jedoch die von ihm gegründete Gemeinde in Birka gewesen zu sein. So reiste er weiter nach Birka, wo jedoch der Großteil seiner Gemeinde in den Süden abgewandert oder dem christlichen Glauben abgeschworen hatte. Der Überlieferung nach erlaubte der neue König Olaf ihm aber, erneut in Birka zu missionieren und eine Kirche zu errichten, nach dem sowohl die Thingversammlung wie auch die alten Götter – letztere durch die Befragung eines Orakels – ihr Einverständnis gaben. Im Jahr 854 kehrte Ansgar nach Bremen zurück und widmete sich in seinen verbliebenen Lebensjahren der Missionierung des Nordens. Nach 860 gelang es ihm, den dänischen Kleinkönig Horik II. zu überzeugen, den Bau einer Kirche an dem Handelsplatz Ribe zu erlauben, womit Ansgar der Überlieferung nach die Leistung zuzuschreiben ist, an allen drei bedeutenden Handelsplätzen der skandinavischen Wikingerzeit – Haithabu, Ribe, Birka – die Grundlagen für die Christianisierung geschaffen zu haben.

3Geschichtliche Zweifel, und dennoch …

Die Überlieferungen zu Ansgar und besonders die historische Zuverlässigkeit der über ihn verfassten hagiographischen Vita Anskarii werden heute in der Forschung kritisch betrachtet. Seinem Nachfolger Rimbert war nicht daran gelegen, einen authentischen Lebensbericht über Ansgar zu schreiben. Stattdessen ging es ihm darum, Ansgar als einen heiligen, zutiefst verehrungswürdigen Mann darzustellen, dessen Taten in so deutlichen Bildern geschildert wurden – der Überfall durch Wikinger und die Reise zu Fuß nach Birka, das göttliche Orakel bei seiner zweiten Reise – dass an seinem göttlichen Auftrag kein Zweifel bestehen konnte.

Auch die Überlieferung zur Gründung des Erzbistums Hamburg-Bremen wird in der Forschung inzwischen in Zweifel gezogen. Es ist davon auszugehen, dass das Erzbistum Hamburg-Bremen auf eine spätere Fälschung des 10. Jahrhunderts zurückgeht. Ansgar wird vermutlich nur Bischof eines neu eingerichteten Missionsbistums Hamburg gewesen sein, dem nach seiner Flucht aus Hamburg auch das vakante Bistum in Bremen übertragen worden war. Ein reguläres Erzbistum existierte zu der Zeit in Hamburg vermutlich noch gar nicht – auch Rimbert weiß davon nichts zu berichten. Tatsächlich hätte bei der Gründung eines neuen Erzbistums im Norden auch das Bistum Bremen als ältere Gründung den Vorzug vor Hamburg erhalten müssen.

Trotz aller berechtigter Zweifel an den hagiographischen Überlieferungen (ein Sammelband kurzer Texte) zu Ansgar kann er als Initiator der skandinavischen Mission betrachtet werden. Schon lange vor Ansgars Wirken – ja selbst lange vor der Wikingerzeit – bestanden intensive Kontakte von Skandinavien in das christliche Europa und sicherlich wird es auch schon vor Ansgar an den großen Handelsplätzen vereinzelte Christen gegeben haben. Aber es ist – nach derzeitigem Forschungsstand – Ansgar zuzuschreiben, als „Apostel des Nordens“ eine erste organisierte Mission nach Dänemark und Schweden durchgeführt zu haben.

Waldemars politischen Aktionen waren überwiegend von Erfolgen gekrönt: Außenpolitisch pflegte er ein gutes Verhältnis zum deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa, den er 1158 und 1162 auch als seinen Lehnsherren anerkannte. Außerdem zum sächsischen Herzog Heinrich dem Löwen, mit dem er 1159 einen Freundschaftsvertrag schloss. Die Befriedung des Ostseeraumes gegen die weiterhin heidnischen slawischen Stämme gipfelten am 15. Juni 1168 in der Eroberung und Zerstörung des wichtigsten slawischen Heiligtums in der Burg Arkona auf Rügen. Damit war der weite slawische Siedlungsraum jedoch noch nicht unter Kontrolle gebracht, und die Kämpfe gegen die heidnischen slawischen Fürsten in Mecklenburg und Pommern wurden fortgesetzt. Zumeist in Koalition mit den sächsischen Herzog Heinrich dem Löwen, den Waldemar zweimal auf der Eiderbrücke bei Rendsburg zu Verhandlungen traf.

Innenpolitisch bestand sein wohl größter Erfolg in der Fixierung eines Erbkönigtums auf die Linie seiner Familie. Der wichtigste Hebel dazu bestand in der Heiligsprechung seines Vaters Knut Laward als christlicher Märtyrer durch Papst Alexander III., die am 25. Juni 1171 in Ringsted auf Seeland gleichzeitig mit der Krönung seines minderjährigen Sohnes Knud VI. (*1162) zum Mitkönig erfolgte. Damit waren die Faktoren „Herrschaft“ und „Kirche“ untrennbar verbunden, und ein solch religiöses Fundament machte die regierende Königslinie unangreifbar.

Autor: Dr. Matthias Toplak

 

Thyra Danebod

 

Geboren:       um 880

Eltern:            unbekannt

Ehe:                verheiratet mit Gorm dem Alten

Kinder:           König Harald Blauzahn, Knud Danaast, Gunnhild Gormsdottir

Gestorben:    935/950

 

1Thyra - die Zierde Dänemarks

Aus zeitgenössischen Quellen ist über die historische Person Thyra wenig bekannt, umso wichtiger ist ihr Ruf in der Nachwelt. Ihre Lebensdaten werden zwischen ca. 880 und 935/950 angesetzt. Ob spätere Angaben über ihre Herkunft aus England zutreffen, ist unsicher, möglicherweise stammt sie aber aus Dänemark. Ihr Ehemann, der legendäre dänische König Gorm, stammte jedoch offenbar aus Norwegen und gelangte nach Kämpfen mit der Vorgängerdynastie vor dem Jahr 936 auf den Thron. Der Königssitz wurde dabei in das zentral gelegene Jelling in Mitteljütland gelegt.

Über das private Leben der Königin ist nichts überliefert. Indirekte Belege sind aber sehr deutlich: Da ihr Mann Gorm sie nach ihrem Tod auf ihrem Gedenkstein öffentlich als „Danebod“ = „Dänemarks Zierde“ oder auch „Stärke“ bezeichnet. Zudem hat er ihr Grab mit einer gewaltigen, über 350 m langen steinernen Schiffssetzung, der größten in ganz Skandinavien, geehrt. Dies zeigt, dass sie große öffentliche Verdienste erworben haben muss. Und ihr Sohn Harald Blauzahn steht, durch die namentliche Nennung seiner Eltern auf seinem eigenen Runenstein, ausdrücklich zu seiner Familie, in der beide Elternteile gleichermaßen wichtig waren.

2Einflusss am Danewerk

War Thyras öffentlicher Ruf schon zu ihren Lebzeiten bedeutsam, so erhielt er rund 200 Jahre später in der auf nationale Stärke ausgerichteten Geschichtsschreibung des ausgehenden 12. Jahrhunderts noch eine weitere Qualität. Die Geschichtsschreiber, Sven Aggesen um 1185 und Saxo Grammaticus um 1200, haben Thyra ausdrücklich und wortreich die Initiative zur Sicherung der dänischen Südgrenze mit dem Bau des Danewerks zugeschrieben. Angeblich um den ostfränkischen Kaiser Otto I. abzuwehren, der die unendlich schöne und kluge dänische Königin für sich haben wollte.

Sehr aufschlussreich ist dabei eine Notiz in den Jahrbüchern des Klosters Rüde bei Flensburg von ca. 1300. Nach der soll König Harald – wie ja archäologisch erwiesen – seine zahlreichen Neu- und Umbauten am Danewerksystem – samt den Halbkreiswall um die Siedlung Haithabu – auf den Ratschlag seiner Mutter Thyra angelegt haben. Dieser Ruf und ihre legendäre Bedeutung zur Sicherung der dänischen Südgrenze wuchsen mit volkstümlichen Erzählungen, in der bildenden Kunst und in Liedern durch das gesamte dänische Mittelalter kontinuierlich bis in das 19. Jh. Mit seinen Kriegen um das im öffentlichen Bewusstsein von Thyra geschaffene Danewerk als Ausdruck und Symbol einer reichsweit anerkannten „danskhed“ (Dänentum).

3Thyraburg

Im Welterbe Haithabu und Danewerk ist die Königin heute vor allem mit dem Flurnamen Thyraburg präsent. So wird ebenfalls eine Anlage am nordöstlichen Ende des Hauptwalles am Ufer des ehemaligen Dannewerker Sees bezeichnet. Wie und ob der Name in irgendeiner Weise auf Thyra zurückzuführen ist, bleibt unklar. Klar ist hingegen, dass Thyra die erste historisch bedeutsame Frau in der dänischen Geschichte ist und eine allseits beliebte Verkörperung des dänischen Nationalbewusstseins.

Autoren: Christian Radtke und Birte Anspach

 

König Harald Blauzahn (König 958 – 985/87)

 

Geboren:        um 910?

Eltern:              Gorm der Alte und Thyra Danebod

Ehe:                  verheiratet mit der obodritischen Prinzessin Tove

Kinder:             Sven Gabelbart, Thyra Haraldsdotter

Gestorben:     985/987

 

1Herkunft

Harald war der Sohn des Königs Gorm und Thyra Danebod und wuchs vermutlich am Hauptsitz der Dynastie in Jelling bei Vejle auf. Dort ließ er seinen Vater nach altem Brauch in einem Kammergrab innerhalb eines großen Grabhügels bestatten. Da dieses Grab der Holzdatierung zufolge im Jahr 958 errichtet wurde, trat Harald vermutlich kurz danach die Nachfolge seines Vaters an. Ob der Beiname „Blauzahn“ im realen Sinn verstanden werden soll, also ob er wirklich einen verfärbten Zahn hatte oder dies eher symbolisch gemeint ist, ist unklar. König Harald war mit verschiedenen Frauen verheiratet. Am wichtigsten war die Ehe mit Tove, der Tochter des Königs Mistivoj des slawischen Stammes der Obodriten, aus der unter anderem Haralds späterer Nachfolger, der dänische König Sven Gabelbart, hervorging.

König Harald war sicher eine der stärksten Herrscherpersönlichkeiten des dänischen Mittelalters. Unter seiner Führung wurde nach innen und außen das dänische Reich geschaffen. Er ist heute insbesondere dafür bekannt, dass er in Jelling zwei Runensteine errichten ließ, auf denen er sich seiner Taten rühmt. Auf dem größeren nennt er sich „jener Harald“, „der sich ganz Dänemark und Norwegen unterwarf und die Dänen zu Christen machte“.

2Bezug zum Christentum

Dabei hat es durchaus schon vorher Christen in seinem Land gegeben. Davon zeugen u.a. die Kirchen in Haithabu, Ribe und Aarhus, die weit vor seiner Zeit entstehen. Wenn Harald dies dennoch hervorhebt, dann vermutlich deshalb, weil das Christentum als Ideologie nach innen integrativ und nach außen expansiv wirkt. Mit anderen Worten: Die Religion festigt seinen Machtanspruch innerhalb seines Reiches und begründet sogar seine Ausweitung auf andere, „heidnische“ Gebiete.

Es war also vermutlich gar nicht so schwierig, König Harald von der Kraft des Christengottes zu überzeugen. Das Christentum war die Religion der mächtigsten Herrscher in Europa: in Byzanz, in England und im entstehenden Deutschen Reich. Und diesen machtvollen Herrschern wird Harald durchaus nachgeeifert haben.

Der entscheidende Faktor bei der formellen Annahme des Christentums war der politische Wille zur Einigung des Landes unter seiner Herrschaft. Bislang war der König ein großer Landherr und musste seine Machtstellung zuerst auf der Thingversammlung erringen und dann durch Prestigegeschenke immer wieder aufs Neue bestätigen. Jetzt erhielt er durch die Herrschaft über die Kirche neue Machtmittel in die Hände. Wie Haralds Ende anzeigen wird, hatte der König damit den Bogen offenbar überspannt.

3Wallanlagen und Christentum

Die Neukonstruktion des dänischen Reiches unter König Harald erfolgte u. a. mit einer Reihe von Baumaßnahmen nach innen und außen nahezu gleichzeitig und mit großem Aufwand. Zu König Haralds Großtaten zählt der Bau einer Anzahl regelmäßig und systematisch nach einheitlichem Muster errichteter Ringwallburgen im Land, die vermutlich auch als Militärlager dienten. Dazu rechnen mit Sicherheit die namengebenden Trelleborgen auf Seeland, Nonnebakken in Odense, Fyrkat in Nordjytland und die Aggersborg am Limfjord sowie einige archäologisch noch nicht so deutliche Anlagen.

In der Königspfalz Jelling ließ Harald eine Reihe repräsentativer Bauten errichten. Unweit von Jelling bei Ravning Enge entstand um 980 ein weiteres Monumentalwerk im Bau einer gewaltigen 700 m langen Holzbrücke. Außerdem wurden auch die alten Zentralplätze des Reiches, etwa Aarhus und insbesondere Haithabu, ausgebaut.

Das damals über 150 Jahre alte Haithabu wurde bereits Mitte des 10. Jahrhunderts mit einem etwa 24 Hektar fassenden halbkreisförmigen Wall und Vorbefestigungen umgeben und später mit einem Verbindungswall an den Hauptwall des Danewerks angeschlossen. Dennoch verlor Harald Haithabu, den größten Handelsplatz seines Reiches und sicher eine seiner wichtigsten Einnahmequellen, im Jahr 974 an den ostfränkischen König Otto. Erst mehr als zehn Jahre später gelang es Harald – vermutlich gemeinsam mit Sven Gabelbart – die Region um Haithabu und Danewerk zurückzuerobern.

Anschließend erfuhren die Verteidigungsanlagen des Danewerks noch einmal eine Neugestaltung. Der Zugang von Süden wurde durch den Bau eines Walls – den sogenannten Kograben – gesichert. Die über 6 km lange Anlage ist schnurgerade und streng geometrisch gestaltet und wird deshalb mit Haralds innovativen Ringburgen in Verbindung gebracht. Der Kograben erstreckte sich vom Selker Noor, einer Schleibucht unmittelbar südlich der Haithabu-Siedlung, bis in die Niederungen der Rheider Au im Westen, sodass er an beiden Enden nicht umgangen werden konnte. Damit wurde die Hauptverteidigungslinie des Danewerks in den Süden verschoben und deutlich verkürzt.

4Lebensende

Von König Haralds Ende sind nur einige grobe Fakten und Daten bekannt: Es wird berichtet, dass sein Sohn Sven mit seinen Kriegern gegen ihn aufbegehrt haben sollen und dass er dabei schwer verwundet wird. Er soll an der slawisch beherrschten südlichen Ostseeküste Zuflucht gesucht haben und schließlich 986/987 in der skandinavisch beherrschten Siedlung Jumne auf Wolin gestorben sein. Adam von Bremen berichtet im 11. Jahrhundert, dass Haralds Leichnam im Dom zu Roskilde bestattet worden sein soll. Dies wird aber durch keine anderen Quellen bestätigt. Bis heute ist seine letzte Ruhestätte nicht entdeckt worden.

 
 

Knud Laward

 

Geboren:       12. März (oder April) zwischen 1095 und 1100 in Roskilde

Eltern:            Erik I. Ejegod und Bodil Thrugotsdatter

Ehe:                verheiratet mit der russischen Prinzessin Ingeborg

Kinder:           drei Töchter und ein Sohn (Waldemar)

Gestorben:    7. Januar 1131

 

1Leben als Königssohn

Als einziger legitimer Sohn des dänischen Königs Erich wuchs Knud während der Pilgerfahrt seiner Eltern und nach deren Tod im Jahre 1103 zuerst bei der befreundeten Adelsfamilie der Hvide in Fjenneslev bei Roskilde und später am Hofe des sächsischen Königs Lothar in Braunschweig auf. Dort kam er als erster dänischer Königssohn mit den Sitten und Gebräuchen des europäischen Hochadels in Berührung. Aus seiner ca. 1116 geschlossenen Ehe mit der russischen Prinzessin Ingeborg, der Tochter des Fürsten Mstislav von Kiew, gingen drei Töchter und ein Sohn hervor: der spätere König Waldemar.

Am 7. Januar 1131 wurde Knud durch seinen Cousin Magnus in Haraldsted auf Seeland ermordet und fand in der benachbarten Klosterkirche in Ringsted seine letzte Ruhe.

2Erfolg auf ganzer Linie
Wie vor ihm schon andere jüngere Königssöhne, hatte Knud ca. 1115 von König Niels den Auftrag erhalten, die Südgrenze des Reiches zu schützen. Binnen kurzer Zeit war er in dieser Mission ziemlich erfolgreich. So verfolgte er heimische Räuber ebenso wie slawische Truppen aus Ostholstein, mit deren Hilfe König Heinrich von Alt Lübeck gewaltsam dessen mütterliches Erbe von König Niels einforderte (seine Mutter Sigrid war eine dänische Königstochter). Aus diesen Erfolgen erwuchs der Beiname „Laward“, der Lord. Ob er auch am Danewerk baute, ist nicht überliefert. Infrage käme die Thyraburg, möglicherweise ein Turmhügel des 12. Jh., als Flankensicherung der benachbarten Toranlage des Heerweges. Zur Sicherung des Schleiweges ließ er drei feste Steintürme errichten: auf der Möweninsel in Schleswig (die „Juriansborg“), an der Engstelle Missunde und an der Mündung (der Schlei?).
3Schleswig als Mittelpunkt
Historisch von größter Bedeutung bestand der Kern seiner Herrschaft in Knud Lawards Stellung als Stadtherr (Jarl) des Ortes Schleswig, der seit Mitte des 11. Jh. die Rolle Haithabus als Dreh- und Angelpunkt im Handelsverkehr zwischen dem festländischen Kontinent und den Ostseeanrainern übernahm. Die führenden Kreise der Fernhändler waren nach Kölner Muster als „Kommune“, d. h. eine durch Schwur verbundene Bürgergemeinde, organisiert, und Knud war ihr Schutzherr: Eine durch seine Position als König des westslawischen Stammes der Obodriten noch verstärkte Machtstellung. Zu der verhalf ihm sein Ziehvater, der mittlerweile als deutscher Kaiser amtierende Sachsenherzog Lothar.

Autoren: Christian Radtke und Birte Anspach

 

Waldemar

 

Waldemar der I. Große

Geboren:          14. Januar 1131, vermutlich in Schleswig

Eltern:               Knud Laward und Ingeborg von Kiew

Ehe:                   verheiratet mit Sophia von Minsk

Kinder:              Sophia, Knut VI., Margareta, Maria, Waldemar II., Ingeborg, Helena, Rikissa

Gestorben:       12. Mai 1182

1Herkunft

Als einziger Sohn des Schleswiger Herzogs Knud Laward und seiner Frau Ingeborg wurde Waldemar am 14. Januar 1131 vermutlich in Schleswig geboren - eine Woche nach dem Mord an seinem Vater. Er wuchs am Hof des befreundeten Adligen Asser Rig und seiner Familie in Fjenneslev auf Seeland auf, dessen Söhne Esbern und Absalon als Bischof von Roskilde und Erzbischof in Lund später zu seinen wichtigsten Beratern wurden.

2Waldemars Weg zur Macht

Waldemars politische Karriere auf dem Weg zum Alleinherrscher begann nach dem Rücktritt des Königs Erich III. Lam 1146 ergriff Waldemar nämlich Partei für den aus einem anderen Königszweig stammenden Sven Grathe, den schließlich erfolgreichen Bewerber um die Krone. Er setzte Waldemar zum Dank als Schleswiger Präfekten ein: seine erste politische Stellung mit nur 15 Jahren. Nach elf innerdänischen Machtkämpfen wird Waldemar I. König über ganz Dänemark. So musste er in den ersten Regierungsjahren gegen einen starken innenpolitischen Widerstand ankämpfen. Danach war Waldemar in unterschiedlichen Koalitionen mit verschiedenen Thronbewerbern verbündet, bevor er mit dem Sieg über König Sven am 23.10.1157 zum Alleinherrscher aufstieg.

3Politik mit Fürsten, Herzögen und Kaisern

Unter Waldemar I. und seinen Söhnen Knut VI. und Waldemar II. stieg das Grenzjarltum Schleswig zu einem Herzogtum auf. Ein Jarl, oder im englischen „Earl“, ist ein adliger Amtsträger und Herrschaftsausüber über ein bestimmtes Gebiet in Nordeuropa im Mittelalter.

Waldemars politischen Aktionen waren überwiegend von Erfolgen gekrönt: Außenpolitisch pflegte er ein gutes Verhältnis zum deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa, den er 1158 und 1162 auch als seinen Lehnsherren anerkannte. Außerdem zum sächsischen Herzog Heinrich dem Löwen, mit dem er 1159 einen Freundschaftsvertrag schloss. Die Befriedung des Ostseeraumes gegen die weiterhin heidnischen slawischen Stämme gipfelten am 15. Juni 1168 in der Eroberung und Zerstörung des wichtigsten slawischen Heiligtums in der Burg Arkona auf Rügen. Damit war der weite slawische Siedlungsraum jedoch noch nicht unter Kontrolle gebracht, und die Kämpfe gegen die heidnischen slawischen Fürsten in Mecklenburg und Pommern wurden fortgesetzt. Zumeist in Koalition mit den sächsischen Herzog Heinrich dem Löwen, den Waldemar zweimal auf der Eiderbrücke bei Rendsburg zu Verhandlungen traf.

Innenpolitisch bestand sein wohl größter Erfolg in der Fixierung eines Erbkönigtums auf die Linie seiner Familie. Der wichtigste Hebel dazu bestand in der Heiligsprechung seines Vaters Knut Laward als christlicher Märtyrer durch Papst Alexander III., die am 25. Juni 1171 in Ringsted auf Seeland gleichzeitig mit der Krönung seines minderjährigen Sohnes Knud VI. (*1162) zum Mitkönig erfolgte. Damit waren die Faktoren „Herrschaft“ und „Kirche“ untrennbar verbunden, und ein solch religiöses Fundament machte die regierende Königslinie unangreifbar.

4Die Waldemarsmauer

König Waldemar war auch der wohl bedeutendste Bauherr des dänischen Mittelalters. Zu einer Vielzahl von Königshöfen als Verwaltungszentren im ganzen Land und steinernen Burganlagen insbesondere zur Sicherung der Schifffahrtswege kam eine Anzahl von Neu- und Umbauten von Kirchen mit dem neuen Baumaterial des Backsteins. Diese komplizierte Herstellungstechnik war wohl mit den europaweit agierenden Benediktinermönchen in den Norden gelangt. Waldemar baute dabei auch die Schleswiger Königspfalz zu einem repräsentativen Bauwerk nach europäischem Muster aus.

Sein Hauptwerk aber bestand in der Verstärkung des damals schon viele Jahrhunderte alten Grenzwallsystems des Danewerks an der Südgrenze des Landes. Eine etwa 4–4,5 km lange, 5–7 m hohe und 2–2,5 m dicke Ziegelsteinmauer, der ein hölzerner Wehrgang aufgesetzt und ein gewaltiger Graben mit Vorwall vorgelagert waren: ein Bauwerk, das dem militärischen Entwicklungsstand nach damals schon veraltet und durch den neuen Bautyp der punktuellen Inselburg abgelöst war. Die Waldemarsmauer war in ihrer monumentalen Größe und durch das innovative Baumaterial zuallererst ein Symbol der Stärke des dänischen Reiches, welches in diesen Jahrzehnten eindrucksvoll durch König Waldemar I. verkörpert wurde.

Die Waldemarsmauer stellt damit das größte und möglicherweise auch erste profane Bauwerk, Befestigungsbauwerk, aus Ziegelsteinen in Skandinavien bzw. Nordeuropa dar. Die Ziegelsteinmauer von Waldemar I. dem Großen ist die einzige Bauphase des völkerwanderungszeitlichen und mittelalterlichen Danewerks, die wir historisch eindeutig einem Herrscher zuordnen können. Möglich ist dies durch die Inschrift einer Bleiplatte, die im Grab des dänischen Königs in Ringsted gefunden wurde: „Zudem errichtete er als Erster zum Schutz für das ganze Reich eine Mauer aus gebranntem Stein, die allgemeinhin Danewerk genannt wird.“ Ob Waldemar I. den Ausbau des Danewerks mit Ziegeln noch zu Lebzeiten fertigstellte, ist nicht bekannt.

Autoren: Christian Radtke und Birte Anspach

 

Margarete Sambiria

 

Geboren:         um 1230

Eltern:             Herzog Sambors II. von Pommerellen und Mechthild von Mecklenburg

Ehe:                  mit Christoph I. von Dänemark

Kinder:            Erik Glipping

Gestorben:      01. Dezember 1282 in Rostock

 

 

1Herkunft

Margarete wurde um 1230 als älteste Tochter des Herzogs Sambor II. von Pomerellen (das polnischen Küstengebiet) und seiner Frau Mechthild von Mecklenburg geboren. Ihr ungemein bewegtes Leben als Königsgemahlin und Regentin soll hier nur in Auszügen angegeben werden.

2Regentschaft und Einfluss

Sie heiratete Christoph, dem jüngsten Sohn des Königs Waldemar II. im Jahr 1248 auf der Burg Glambek auf der damals zu Dänemark gehörenden Insel Fehmarn. 1249 wurde dann ihr Sohn Erich geboren, der später den Beinamen „Glipping“ erhalten sollte. Die Jahre nach dem Tod des Königs Waldemar II. um 1241 waren von schweren Kämpfen um die Herrschaft im Lande geprägt, vor allem mit den hohen Kirchenführern und insbesondere um die Südgrenze. Als König Abel 1252 im Kampf gegen die Friesen gefallen war, wurde Waldemars jüngster Sohn, Margaretes Ehemann Christoph, zum König erhoben. Er verstarb aber, wohl durch Mord, bereits 1259, sodass Königin Margarethe als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich die Regentschaft übernahm.

Dabei war ein bedeutendes Konfliktfeld die Herrschaft im Herzogtum Schleswig, die vom Königshaus nicht wiederbesetzt worden war. In den daraufhin entbrannten Kämpfen wurden Mutter Margarete und ihr Sohn Erich im Juni 1261 in der Schlacht auf der Lohheide (bei Kropp nahe Schleswig) gefangen genommen. Während die Königin nach der Vermittlung des als Stellvertreter des Kaisers eingesetzten Herzogs von Braunschweig freikam und die Regentschaft im Reich übernahm, kehrte Sohn Erich erst im Jahr 1264 zurück und wurde bald darauf für mündig erklärt. Dies hielt seine Mutter Margarete nicht von ihrer Einflussnahme auf die Herrschaft ab. Im Jahr 1266 übertrug König Erich seiner Mutter dann die zu Dänemark gehörigen Landschaften Estland und Wierland, die sie bis zu ihrem Lebensabend von Nyborg aus verwaltete. Königin Margarete starb 1282 im Kloster „Zum Heiligen Kreuz“ in Rostock, dem sie einen vom Papst auf einer Wallfahrt erhaltenen Kreuzsplitter vermacht hatte, und wurde in der Klosterkirche von Doberan begraben.

3Volksmund

Der Volksmund und die Volksüberlieferung haben sich dieser Königin besonders intensiv angenommen. Ob ihre Beinamen „Sprænghest“ auf ihre Reitkunst oder einen feurigen Charakter deutet und „Sorte Grete“ („Schwarze Grete“) ihre Haarfarbe oder vielleicht ein Teufelsbündnis angibt, bleibt unentschieden. Obwohl in der einheimischen Tradition unterschiedliche Strecken des Danewerks als „Margarethenwall“ bezeichnet werden, hatte die historische Königin Margarethe mit der Baugeschichte der Wälle nichts zu tun.

Heute kommt ihr Ruf dem Welterbe zugute. Als eine Art „Polizistin“ steht die Figur der „Schwarzen Margarete“ für den Schutz und Erhalt des Danewerks und Haithabu.

4Historischer Textauszug
Eine sagenhafte Gestalt:

„Es herrschte einmal eine Königin, die swarte Margrete, über Dänemark, die ließ die Elbe mit langen Pfählen und einer großen Kette sperren, so daß niemand heraus noch hinein konnte. So hat sie auch den Kieler und Flensburger Hafen versperrt und die Schlei ruiniert. Sie belagerte einmal Itzehoe und am Tage Mariä Geburt (8. Sept.) hat sie einen großen Wall und eine Brücke quer durch die Stör legen wollen, um das Wasser in die Stadt und in die Marsch zu treiben. Da ist aber an demselben Tage zweimal ganz wider die Ordnung die Flut gestiegen, und zwar so hoch, daß Wall und Brücke zerbrachen. Über der Stadt aber sah man die Mutter Gottes erscheinen, und die Bürger haben allezeit den Tag hoch gefeiert und ihn Borgerdag genannt*).

Die swarte Margret hat auch das Dannewerk bauen lassen, um damit Dänemark vor den Deutschen zu verschließen. Als sie noch nicht damit fertig war, ward sie vom Feind angegriffen. Da stellte sie eine Reihe Kühe an dem äußern Graben auf, der davon der Kohgraben heißt, und die Feinde verschossen alle ihre Munition, weil sie die Kühe für behelmte Soldaten hielten. Unterdeß ward sie fertig.

Sie war überaus listig und ritt immer auf Pferden durchs Land, deren Hufeisen verkehrt standen, so daß niemand wußte, wo sie geblieben sei. So entkam sie auch einmal den Oldenburgern.

Sie hatte nämlich ihren Sohn nach Oldenburg geschickt, um da Schatzgeld einzukassieren. Aber die Oldenburger Schuster griffen ihn, hackten ihn in Stücke und schickten ihn eingesalzen wieder der Mutter zu. Darüber ergrimmt, belagerte sie die Stadt und warf Schanzen auf, die noch bei Weißenhaus an der Ostsee zu sehen. Aber die Russen kamen den Bürgern zu Hilfe und Margrete entkam nur mit genauer Not durch jene List. Seit der Zeit dürfen die Oldenburger Schuster aber nicht aus der Stadt und bis auf diesen Tag keinen Jahrmarkt besuchen.

Bei Bornhövede lieferte sie einmal eine große Schlacht, und als sie ihr Pferd bestieg, hat sie ihren Fuß einem Steine eingedrückt, der da lange zu sehen gewesen ist. Andere sagen, es sei der Huf ihres Pferdes, und ein eben solcher Stein lag am hohlen Bache an der Grenze der Güter Depenau und Bockhorn.

Diese Königin ist recht eine alte Hexe gewesen. Sie geht noch heute spuken, und vieles ist noch von ihr zu erzählen.“

Presbyter Bremens. bei Westphalen III, 41. – Mündlich nach verschiedenen Mitteilungen. – Die Unionskönigin Margaretha soll sonst die Schlei gesperrt haben. Offenbar meint die spätere Sage auch gerade diese mit der schwarzen Magaret. Ihr wird in dänischen Sagen dieselbe Kriegslist beigelegt. Thiele I, 51. Vgl. unten Nr. 41

Autoren: Christian Radtke und Birte Anspach