Waldemar & Friends
- ein Überblick über wichtige Charaktere in der Geschichte von Haithabu und Danewerk -
Ansgar von Bremen
Geboren: 801 bei Amiens, Nordfrankreich
Gestorben: 03. Februar 865, wahrscheinlich in Bremen
Die Überlieferungen zu Ansgar und besonders die historische Zuverlässigkeit der über ihn verfassten hagiographischen Vita Anskarii werden heute in der Forschung kritisch betrachtet. Seinem Nachfolger Rimbert war nicht daran gelegen, einen authentischen Lebensbericht über Ansgar zu schreiben. Stattdessen ging es ihm darum, Ansgar als einen heiligen, zutiefst verehrungswürdigen Mann darzustellen, dessen Taten in so deutlichen Bildern geschildert wurden – der Überfall durch Wikinger und die Reise zu Fuß nach Birka, das göttliche Orakel bei seiner zweiten Reise – dass an seinem göttlichen Auftrag kein Zweifel bestehen konnte.
Auch die Überlieferung zur Gründung des Erzbistums Hamburg-Bremen wird in der Forschung inzwischen in Zweifel gezogen. Es ist davon auszugehen, dass das Erzbistum Hamburg-Bremen auf eine spätere Fälschung des 10. Jahrhunderts zurückgeht. Ansgar wird vermutlich nur Bischof eines neu eingerichteten Missionsbistums Hamburg gewesen sein, dem nach seiner Flucht aus Hamburg auch das vakante Bistum in Bremen übertragen worden war. Ein reguläres Erzbistum existierte zu der Zeit in Hamburg vermutlich noch gar nicht – auch Rimbert weiß davon nichts zu berichten. Tatsächlich hätte bei der Gründung eines neuen Erzbistums im Norden auch das Bistum Bremen als ältere Gründung den Vorzug vor Hamburg erhalten müssen.
Trotz aller berechtigter Zweifel an den hagiographischen Überlieferungen (ein Sammelband kurzer Texte) zu Ansgar kann er als Initiator der skandinavischen Mission betrachtet werden. Schon lange vor Ansgars Wirken – ja selbst lange vor der Wikingerzeit – bestanden intensive Kontakte von Skandinavien in das christliche Europa und sicherlich wird es auch schon vor Ansgar an den großen Handelsplätzen vereinzelte Christen gegeben haben. Aber es ist – nach derzeitigem Forschungsstand – Ansgar zuzuschreiben, als „Apostel des Nordens“ eine erste organisierte Mission nach Dänemark und Schweden durchgeführt zu haben.
Waldemars politischen Aktionen waren überwiegend von Erfolgen gekrönt: Außenpolitisch pflegte er ein gutes Verhältnis zum deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa, den er 1158 und 1162 auch als seinen Lehnsherren anerkannte. Außerdem zum sächsischen Herzog Heinrich dem Löwen, mit dem er 1159 einen Freundschaftsvertrag schloss. Die Befriedung des Ostseeraumes gegen die weiterhin heidnischen slawischen Stämme gipfelten am 15. Juni 1168 in der Eroberung und Zerstörung des wichtigsten slawischen Heiligtums in der Burg Arkona auf Rügen. Damit war der weite slawische Siedlungsraum jedoch noch nicht unter Kontrolle gebracht, und die Kämpfe gegen die heidnischen slawischen Fürsten in Mecklenburg und Pommern wurden fortgesetzt. Zumeist in Koalition mit den sächsischen Herzog Heinrich dem Löwen, den Waldemar zweimal auf der Eiderbrücke bei Rendsburg zu Verhandlungen traf.
Innenpolitisch bestand sein wohl größter Erfolg in der Fixierung eines Erbkönigtums auf die Linie seiner Familie. Der wichtigste Hebel dazu bestand in der Heiligsprechung seines Vaters Knut Laward als christlicher Märtyrer durch Papst Alexander III., die am 25. Juni 1171 in Ringsted auf Seeland gleichzeitig mit der Krönung seines minderjährigen Sohnes Knud VI. (*1162) zum Mitkönig erfolgte. Damit waren die Faktoren „Herrschaft“ und „Kirche“ untrennbar verbunden, und ein solch religiöses Fundament machte die regierende Königslinie unangreifbar.


Thyra Danebod
Geboren: um 880
Eltern: unbekannt
Ehe: verheiratet mit Gorm dem Alten
Kinder: König Harald Blauzahn, Knud Danaast, Gunnhild Gormsdottir
Gestorben: 935/950
Aus zeitgenössischen Quellen ist über die historische Person Thyra wenig bekannt, umso wichtiger ist ihr Ruf in der Nachwelt. Ihre Lebensdaten werden zwischen ca. 880 und 935/950 angesetzt. Ob spätere Angaben über ihre Herkunft aus England zutreffen, ist unsicher, möglicherweise stammt sie aber aus Dänemark. Ihr Ehemann, der legendäre dänische König Gorm, stammte jedoch offenbar aus Norwegen und gelangte nach Kämpfen mit der Vorgängerdynastie vor dem Jahr 936 auf den Thron. Der Königssitz wurde dabei in das zentral gelegene Jelling in Mitteljütland gelegt.
Über das private Leben der Königin ist nichts überliefert. Indirekte Belege sind aber sehr deutlich: Da ihr Mann Gorm sie nach ihrem Tod auf ihrem Gedenkstein öffentlich als „Danebod“ = „Dänemarks Zierde“ oder auch „Stärke“ bezeichnet. Zudem hat er ihr Grab mit einer gewaltigen, über 350 m langen steinernen Schiffssetzung, der größten in ganz Skandinavien, geehrt. Dies zeigt, dass sie große öffentliche Verdienste erworben haben muss. Und ihr Sohn Harald Blauzahn steht, durch die namentliche Nennung seiner Eltern auf seinem eigenen Runenstein, ausdrücklich zu seiner Familie, in der beide Elternteile gleichermaßen wichtig waren.

Harald
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Geboren:
Eltern: König Gorm der Alte und Thyra Danbod
Ehe:
Kinder:
Gestorben:
xy
Knud Laward
Geboren: 12. März (oder April) zwischen 1095 und 1100 in Roskilde
Eltern: Erik I. Ejegod und Bodil Thrugotsdatter
Ehe: verheiratet mit der russischen Prinzessin Ingeborg
Kinder: drei Töchter und ein Sohn (Waldemar)
Gestorben: 7. Januar 1131
Am 7. Januar 1131 wurde Knud durch seinen Cousin Magnus in Haraldsted auf Seeland ermordet und fand in der benachbarten Klosterkirche in Ringsted seine letzte Ruhe.


Waldemar
Waldemar der I. Große
Geboren: 14. Januar 1131, vermutlich in Schleswig
Eltern: Knud Laward und Ingeborg von Kiew
Ehe: verheiratet mit Sophia von Minsk
Kinder: Sophia, Knut VI., Margareta, Maria, Waldemar II., Ingeborg, Helena, Rikissa
Gestorben: 12. Mai 1182
Unter Waldemar I. und seinen Söhnen Knut VI. und Waldemar II. stieg das Grenzjarltum Schleswig zu einem Herzogtum auf. Ein Jarl, oder im englischen „Earl“, ist ein adliger Amtsträger und Herrschaftsausüber über ein bestimmtes Gebiet in Nordeuropa im Mittelalter.
Waldemars politischen Aktionen waren überwiegend von Erfolgen gekrönt: Außenpolitisch pflegte er ein gutes Verhältnis zum deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa, den er 1158 und 1162 auch als seinen Lehnsherren anerkannte. Außerdem zum sächsischen Herzog Heinrich dem Löwen, mit dem er 1159 einen Freundschaftsvertrag schloss. Die Befriedung des Ostseeraumes gegen die weiterhin heidnischen slawischen Stämme gipfelten am 15. Juni 1168 in der Eroberung und Zerstörung des wichtigsten slawischen Heiligtums in der Burg Arkona auf Rügen. Damit war der weite slawische Siedlungsraum jedoch noch nicht unter Kontrolle gebracht, und die Kämpfe gegen die heidnischen slawischen Fürsten in Mecklenburg und Pommern wurden fortgesetzt. Zumeist in Koalition mit den sächsischen Herzog Heinrich dem Löwen, den Waldemar zweimal auf der Eiderbrücke bei Rendsburg zu Verhandlungen traf.
Innenpolitisch bestand sein wohl größter Erfolg in der Fixierung eines Erbkönigtums auf die Linie seiner Familie. Der wichtigste Hebel dazu bestand in der Heiligsprechung seines Vaters Knut Laward als christlicher Märtyrer durch Papst Alexander III., die am 25. Juni 1171 in Ringsted auf Seeland gleichzeitig mit der Krönung seines minderjährigen Sohnes Knud VI. (*1162) zum Mitkönig erfolgte. Damit waren die Faktoren „Herrschaft“ und „Kirche“ untrennbar verbunden, und ein solch religiöses Fundament machte die regierende Königslinie unangreifbar.
König Waldemar war auch der wohl bedeutendste Bauherr des dänischen Mittelalters. Zu einer Vielzahl von Königshöfen als Verwaltungszentren im ganzen Land und steinernen Burganlagen insbesondere zur Sicherung der Schifffahrtswege kam eine Anzahl von Neu- und Umbauten von Kirchen mit dem neuen Baumaterial des Backsteins. Diese komplizierte Herstellungstechnik war wohl mit den europaweit agierenden Benediktinermönchen in den Norden gelangt. Waldemar baute dabei auch die Schleswiger Königspfalz zu einem repräsentativen Bauwerk nach europäischem Muster aus.
Sein Hauptwerk aber bestand in der Verstärkung des damals schon viele Jahrhunderte alten Grenzwallsystems des Danewerks an der Südgrenze des Landes. Eine etwa 4–4,5 km lange, 5–7 m hohe und 2–2,5 m dicke Ziegelsteinmauer, der ein hölzerner Wehrgang aufgesetzt und ein gewaltiger Graben mit Vorwall vorgelagert waren: ein Bauwerk, das dem militärischen Entwicklungsstand nach damals schon veraltet und durch den neuen Bautyp der punktuellen Inselburg abgelöst war. Die Waldemarsmauer war in ihrer monumentalen Größe und durch das innovative Baumaterial zuallererst ein Symbol der Stärke des dänischen Reiches, welches in diesen Jahrzehnten eindrucksvoll durch König Waldemar I. verkörpert wurde.
Die Waldemarsmauer stellt damit das größte und möglicherweise auch erste profane Bauwerk, Befestigungsbauwerk, aus Ziegelsteinen in Skandinavien bzw. Nordeuropa dar. Die Ziegelsteinmauer von Waldemar I. dem Großen ist die einzige Bauphase des völkerwanderungszeitlichen und mittelalterlichen Danewerks, die wir historisch eindeutig einem Herrscher zuordnen können. Möglich ist dies durch die Inschrift einer Bleiplatte, die im Grab des dänischen Königs in Ringsted gefunden wurde: „Zudem errichtete er als Erster zum Schutz für das ganze Reich eine Mauer aus gebranntem Stein, die allgemeinhin Danewerk genannt wird.“ Ob Waldemar I. den Ausbau des Danewerks mit Ziegeln noch zu Lebzeiten fertigstellte, ist nicht bekannt.
Margarete Sambiria
Geboren: um 1230
Eltern: Herzog Sambors II. von Pommerellen und Mechthild von Mecklenburg
Ehe: mit Christoph I. von Dänemark
Kinder: Erik Glipping
Gestorben: 01. Dezember 1282 in Rostock
Sie heiratete Christoph, dem jüngsten Sohn des Königs Waldemar II. im Jahr 1248 auf der Burg Glambek auf der damals zu Dänemark gehörenden Insel Fehmarn. 1249 wurde dann ihr Sohn Erich geboren, der später den Beinamen „Glipping“ erhalten sollte. Die Jahre nach dem Tod des Königs Waldemar II. um 1241 waren von schweren Kämpfen um die Herrschaft im Lande geprägt, vor allem mit den hohen Kirchenführern und insbesondere um die Südgrenze. Als König Abel 1252 im Kampf gegen die Friesen gefallen war, wurde Waldemars jüngster Sohn, Margaretes Ehemann Christoph, zum König erhoben. Er verstarb aber, wohl durch Mord, bereits 1259, sodass Königin Margarethe als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich die Regentschaft übernahm.
Dabei war ein bedeutendes Konfliktfeld die Herrschaft im Herzogtum Schleswig, die vom Königshaus nicht wiederbesetzt worden war. In den daraufhin entbrannten Kämpfen wurden Mutter Margarete und ihr Sohn Erich im Juni 1261 in der Schlacht auf der Lohheide (bei Kropp nahe Schleswig) gefangen genommen. Während die Königin nach der Vermittlung des als Stellvertreter des Kaisers eingesetzten Herzogs von Braunschweig freikam und die Regentschaft im Reich übernahm, kehrte Sohn Erich erst im Jahr 1264 zurück und wurde bald darauf für mündig erklärt. Dies hielt seine Mutter Margarete nicht von ihrer Einflussnahme auf die Herrschaft ab. Im Jahr 1266 übertrug König Erich seiner Mutter dann die zu Dänemark gehörigen Landschaften Estland und Wierland, die sie bis zu ihrem Lebensabend von Nyborg aus verwaltete. Königin Margarete starb 1282 im Kloster „Zum Heiligen Kreuz“ in Rostock, dem sie einen vom Papst auf einer Wallfahrt erhaltenen Kreuzsplitter vermacht hatte, und wurde in der Klosterkirche von Doberan begraben.
Der Volksmund und die Volksüberlieferung haben sich dieser Königin besonders intensiv angenommen. Ob ihre Beinamen „Sprænghest“ auf ihre Reitkunst oder einen feurigen Charakter deutet und „Sorte Grete“ („Schwarze Grete“) ihre Haarfarbe oder vielleicht ein Teufelsbündnis angibt, bleibt unentschieden. Obwohl in der einheimischen Tradition unterschiedliche Strecken des Danewerks als „Margarethenwall“ bezeichnet werden, hatte die historische Königin Margarethe mit der Baugeschichte der Wälle nichts zu tun.
Heute kommt ihr Ruf dem Welterbe zugute. Als eine Art „Polizistin“ steht die Figur der „Schwarzen Margarete“ für den Schutz und Erhalt des Danewerks und Haithabu.
„Es herrschte einmal eine Königin, die swarte Margrete, über Dänemark, die ließ die Elbe mit langen Pfählen und einer großen Kette sperren, so daß niemand heraus noch hinein konnte. So hat sie auch den Kieler und Flensburger Hafen versperrt und die Schlei ruiniert. Sie belagerte einmal Itzehoe und am Tage Mariä Geburt (8. Sept.) hat sie einen großen Wall und eine Brücke quer durch die Stör legen wollen, um das Wasser in die Stadt und in die Marsch zu treiben. Da ist aber an demselben Tage zweimal ganz wider die Ordnung die Flut gestiegen, und zwar so hoch, daß Wall und Brücke zerbrachen. Über der Stadt aber sah man die Mutter Gottes erscheinen, und die Bürger haben allezeit den Tag hoch gefeiert und ihn Borgerdag genannt*).
Die swarte Margret hat auch das Dannewerk bauen lassen, um damit Dänemark vor den Deutschen zu verschließen. Als sie noch nicht damit fertig war, ward sie vom Feind angegriffen. Da stellte sie eine Reihe Kühe an dem äußern Graben auf, der davon der Kohgraben heißt, und die Feinde verschossen alle ihre Munition, weil sie die Kühe für behelmte Soldaten hielten. Unterdeß ward sie fertig.
Sie war überaus listig und ritt immer auf Pferden durchs Land, deren Hufeisen verkehrt standen, so daß niemand wußte, wo sie geblieben sei. So entkam sie auch einmal den Oldenburgern.
Sie hatte nämlich ihren Sohn nach Oldenburg geschickt, um da Schatzgeld einzukassieren. Aber die Oldenburger Schuster griffen ihn, hackten ihn in Stücke und schickten ihn eingesalzen wieder der Mutter zu. Darüber ergrimmt, belagerte sie die Stadt und warf Schanzen auf, die noch bei Weißenhaus an der Ostsee zu sehen. Aber die Russen kamen den Bürgern zu Hilfe und Margrete entkam nur mit genauer Not durch jene List. Seit der Zeit dürfen die Oldenburger Schuster aber nicht aus der Stadt und bis auf diesen Tag keinen Jahrmarkt besuchen.
Bei Bornhövede lieferte sie einmal eine große Schlacht, und als sie ihr Pferd bestieg, hat sie ihren Fuß einem Steine eingedrückt, der da lange zu sehen gewesen ist. Andere sagen, es sei der Huf ihres Pferdes, und ein eben solcher Stein lag am hohlen Bache an der Grenze der Güter Depenau und Bockhorn.
Diese Königin ist recht eine alte Hexe gewesen. Sie geht noch heute spuken, und vieles ist noch von ihr zu erzählen.“
Presbyter Bremens. bei Westphalen III, 41. – Mündlich nach verschiedenen Mitteilungen. – Die Unionskönigin Margaretha soll sonst die Schlei gesperrt haben. Offenbar meint die spätere Sage auch gerade diese mit der schwarzen Magaret. Ihr wird in dänischen Sagen dieselbe Kriegslist beigelegt. Thiele I, 51. Vgl. unten Nr. 41
